Meine letzten Reise-Tage auf dem European Connection Trail waren voller Kontraste.
Am 09.09. hatte ich eine Einladung in das Europäische Parlament in Straßburg. Gemeinsam mit dem sächsischen Abgeordneten Matthias Ecke (SPD) fand eine Pressekonferenz zum Thema „Whats about Europe?“ statt.
Auf meiner 7500 Kilometer langen Bikepacking-Reise durch die Länder Europas begegne ich vielen verschiedenen Menschen und halte ihre Gedanken zu Europa in dem Video-Format „People of Europe“ fest. Ihre Stimmen und Meinungen habe ich natürlich mit ins Parlament genommen. Ein Großteil der Interviewten schätzen vor allem die offenen Grenzen Europas und die damit verbundene Möglichkeit, den Wohnort und Arbeitsplatz frei zu wählen. Verlieren wir das oder schränken es ein, verliert Europa mehr als nur Vertrauen, sondern seine Grundsubstanz.
Auch eine weitere Vision des European Connection Trails habe ich mit ins Europaparlament getragen: durch Verknüpfung und Vernetzung Frieden in Europa schaffen. Für mich persönlich eine sehr wichtige und zu wahrende Idee. Über diesen Grundgedanken der europäischen Nation durfte ich mich im Anschluss mit dem Generalsekretär für Kommunikation der EU, Christian Mangold, intensiv austauschen. Er ist seit einem Jahr unter anderem für die öffentliche Wahrnehmung Europas verantwortlich.
Mein Fazit dieses sehr intensiven Austauschs im Europäischen Parlaments: Es gibt viel zu tun in Europa, doch es lohnt sich.
Danke für’s Zuhören und das echte Interesse daran, was ein Radreisender, Journalist und Filmemacher unterwegs an Stimmen eingefangen hat!
Live erleben konnte ich die Gemeinschaft Europas dann am Abend nach weiteren 130km in Basel in der Schweiz, wo ich mein 10. Land von 14 erreichte und zu Gast bei Daniel Häni sein durfte. Was für ein Tag, was für ein Abenteuer.
Nach diesem Gedankenaustausch stand nun wieder mehr Beinarbeit auf dem Programm: die Überquerung der Alpen. Plan war durch die Schweiz nach Italien zu radeln, dabei verläuft die Route über den Großen und Kleinen Sankt Bernhard, einem Gebirgspass in den Walliser Alpen. Ich habe meine Route etwas angepasst, weniger Gravel dafür mehr Radwege, um die Strecke etwas geradliniger zu gestalten.

Am Morgen meines nächsten Reise-Tages durfte ich noch im Safe einer Schweizer Zentralbank sitzen und den Geschichten von Daniel Hänni, einem Schweizer Initiatoren für ein bedingungsloses Grundeinkommen, lauschen. Während ich am Abend mein bescheidenes Zelt mit Blick auf den Genfersee aufschlug. Es ist schon eine etwas lustige Geschichte, dass jemand, der die alte Zentralbank gekauft hat, für ein bedingungsloses Grundeinkommen wirbt und auch sonst in seinem „unternehmen mitte“ viele Veranstaltungen im europäischen Kontext organisiert. Definitiv eine große Bereicherung auf meiner Reise.

Die Kilometer auf dem Rad durch die Schweiz gaben mir genügend Zeit, diese zwei ereignisreichen Tage zu reflektieren.
Nun am Tag 32 auf meiner Reise standen die Alpenpässe an. Nach dem Start am Genfersee ging es fast ununterbrochen auf 2500 Höhenmeter hinauf. Durch Zufall bin ich am Welt Radsport Verband vorbeigekommen, wo ich mir die Radrennbahn angesehen (siehe Bild) und ein großes Frühstück eingenommen habe. Denn bis auf den Berg war es noch ein ordentlicher Anstieg. Etwas anstrengend mit dem Verkehr wurde es aber, nachdem die Autos in den Tunnel abgebogen sind, wunderschön. Leider war das Gipfel-Glück viel zu schnell vorbei. Dafür ging es in einer rasenden Abfahrt bis nach Aosta ins Stadtzentrum hinein, welches noch übersät ist von römischen Bauten.

Doch nach einem Anstieg sollte es noch nicht genug sein. Weitere 1000 Höhenmeter standen mir nach einem doppelten Abendbrot in der Stadt noch bevor. Denn das Ziel für diesen Tag befand sich auf halber Höhe des kleinen Sankt Bernhard in La Thuile. 3600 Höhenmeter auf 180 km waren doch ein ordentlicher Abschnitt.
Als Nächstes steht das letzte Drittel des European Connection Trails auf dem Programm: der Süden Europas. Frankreich, Andorra, Spanien und Portugal warten nun auf mich und eine Einladung in den spanischen Pyrenäen, genauer in Boltana, zur europäischen Mountainbike Konferenz IMBA Summit.

