Das Kapitel Skandinavien auf dem European Connection Trail habe ich nun schon seit einigen Tagen abgeschlossen und seitdem hat sich meine Fahrradreise fast schlagartig verändert.
Nach einem freien, wilden Nordeuropa mit Übernachtungen unter freiem Himmel oder den vielen kostenfreien Sheltern bzw. Unterständen in Dänemark, tickt Deutschland nun wieder anders, wenn man einen Ort für sein Zelt sucht. Eine gute Alternative ist da 1Nite Tent. Privatleute bieten hier über eine Plattform ihre Wiese an, damit Wanderer oder Radfahrer ihr Zelt für eine Nacht dort aufschlagen können. Das hab ich auf meiner Fahrradreise nun zum aller ersten Mal ausprobiert und schon zwei sehr schöne Erfahrungen gemacht:
Da waren zum einem Gastgeber aus der Region nördlich von Hamburg, bei denen ich abends nach 160 km eine Suppe am Abendbrot-Tisch der Großfamilie essen durfte. Oder zum anderen auf einem Hof im Emsland, welcher einem Pärchen gehört, die selbst früher mit dem Fahrrad die Welt erkundet haben (siehe Foto).
Oft sind es Reise-Enthusiasten oder Menschen mit einem schönen Stück Land, die sich die Welt gern zu sich nach Hause holen. Ich habe die Gastgeber dementsprechend als sehr interessiert und aufgeschlossen wahrgenommen.
Außerdem hatte ich nicht nur die Chance auf einen Übernachtungsort, sondern auch auf eine warme Dusche – perfekt!

Bei einer Sache bin ich in Deutschland aber gescheitert. Bis hierher habe ich noch nicht einen einzigen Euro Bargeld ausgegeben, sondern bin bargeldlos durch die Welt gekommen. Vom kleinen Geschäft in der Wildnis bis hin zum Eisstand war in Nordeuropa alles digitalisiert. In Deutschland hat es keine fünf Kilometer gedauert, bis ich an einer Tankstelle für einen Toilettengang nicht um 50 Cent Bargeld herum gekommen bin. Typisch Deutschland eben.

Am 1. September habe ich in Hamburg einen Boxen-Stop eingelegt. Eingeladen wurde ich von der Globetrotter-Filiale in Hamburg Barmbek für ein kurzen Vortrag und Austausch über meine Bikepacking-Reise durch Europa. Auch mein Gravelbike konnte die kurze Pause gut gebrauchen, damit es nach einem Technik-Check und Tausch des Lagers wieder fit für die anstehenden Kilometer ist.
Gemeinsam mit zwei Kollegen ging es am Abend dann noch weiter Richtung Bremen.
Am nächsten Tag habe ich mir natürlich bei meinem Fahrradhersteller Focus in Cloppenburg die Fabrik angeschaut. Wenn die Route schon vorbeigeht, muss ich da selbstverständlich anhalten. Zu meiner Überraschung empfing mich der ehemaliger U23 Weltcup Sieger und deutscher Meister im Mountainbike Cross Country, Markus Schulte-Lünzum. Mit zwei weiteren Focus Kollegen haben mich die drei dann noch 30 km weiter Richtung Portugal begleitet (siehe Foto).

Mein nächstes Ziel war die Stadt Maastricht in den Niederlanden und damit auch Land sechs von 14 auf meinem European Connection Trail.
Nach 135 km auf dem Sattel an diesem Reise-Tag habe ich mir einen Stadtbummel in Maastricht nicht nehmen lassen. Denn diese niederländische Stadt steht auch symbolisch für unser Europa. 1992 wurde der Vertrag von Maastricht verfasst, in dem Europa zu dem wurde, was es heute ist. Der Vertrag von Maastricht wollte die europäischen Länder enger miteinander verbinden. Dafür gaben die Staaten einen Teil ihrer Unabhängigkeit auf, um gemeinsam Entscheidungen zu treffen. Die Idee dahinter: Wenn Länder stark voneinander abhängen, führen sie keinen Krieg gegeneinander. Das ist eine schöne Vision von einem friedlichen Europa, an die man sich erinnern sollte. European Connection eben.
Abgabe von nationaler Souveränität an ein geeintes Europa, um gemeinsam globale Probleme zu lösen. Die Herausforderungen der Zeit zeigen deutlich, dass kein Staat allein die globalen Herausforderungen stemmen kann.
In meinem People of Europe Interviews, ein Porträt europäischer Menschen, wünschen sich viele ein geeintes und gestärktes Europa. Wie das wohl derzeit gehen kann?
Ich bin gespannt, was mich diese Woche, am 09. September, in Straßburg erwartet. Denn ich habe eine Einladung in das Europaparlament erhalten. Ich freue mich sehr auf diese Station meines Rad-Abenteuers und den kleinen Einblick in die Politik Europas.
Schaut gern weiterhin auf meinem Instagram vorbei, um keinen Reise-Einblick zu verpassen!